Schreibtisch, eine Tischplatte mit vier Beinen

Es gibt einige Dinge, die schon längst weggeworfen sind, aber mir immer wieder einfallen. Der hier mit Bleistift gezeichnete Schreibtisch ist eins davon.
Mein Vater kaufte den Tisch bei einem amerikanischen Möbelladen, bevor ich auf die Welt kam. Sein Schreibtisch diente einige Weile als einen Ort, wo er sein Buch »das Steuerrecht in Korea«. schrieb und überhaupt es begründete. Als seine erste Tochter anfing schreiben zu lernen, vererbte er ihn ihr. Als mein älterer Bruder zur Schule ging, gab sie ihn ihm weiter. Irgendwann bekam ich den Schreibtisch und als mein jüngerer Bruder in der Reihe war, gab ich ihn ihm. Es war eine Familiengeschichte mit diesem Schreibtisch. Er spielte eine schöne Rolle für einen Grundstein von »Lesen und Schreiben«. in unserer kollektiven Kindheit.

In meinem Gedächtnis war ich sieben und mein Bruder war fünf. Ab und zu kamen Straßen-Tier-Händler in die Nähe von meiner Grundschule. Sie brachten viele Kücken mit und verkauften die Kücken in einem großen Karton vor dem Eingangstor. Wenn die Grundschulkinder die Kücken im Ramen-Karton sahen, konnten sie nicht einfach vorbeigehen. Sie kauften sie und ging damit nach Hause. Mein junger Bruder und ich taten es auch. Aber die meisten Kücken von Straßen-Tier-Händler hielten nicht lange durch am schnellsten starben sie am nächsten Tag, die längste Zeit war eine Woche. Das Kücken von uns war auch keine Ausnahme. Ein paar Tage piepste es glücklich. Danach war es still. Am letzten Tag stand es regungslos an der Gartenecke, wo gerade die Sonne schien und zwinkerte schläfrig vor sich hin. Irgendwann schlief es ein und wurde nie nie wieder wach. Wir trauerten lange.

Mein Lieblingsraum in der frühen Kindheit war unter diesem Schreibtisch. Er war privat und geheim. Wenn ich mich beim Spiel versteckte, ärgerte oder langweilte, hockte ich gern unter diesem Schreibtisch. An dem Tag hockte ich auch wie immer drunter gedankenlos einfach so. Meine große Zehe im rechten Fuß schob das Tischbein und mit den Fingern rieb ich die untere Fläche des Tisches. Dabei schaute ich aufmerksam jede Ecke der Unterwelt des Schreibtisches und entdeckte einen mit blauem Kugelschreiber gezeichneten Kücken.
Ohne große Gedanken öffnete ich die zweite Schublade.
Seitlich auf dem Holz entdeckte ich eine Kritzelei meines jungen Bruders. Ich las,
xx – Tag, xx – Monat,
heute ist es der Todestag meines Kückens. Deshalb bin ich traurig.
Neben dem Graffiti fand ich eine Zeichnung »Blau-Strich-Kücken«.