Wieder Schauer mit Donner und Blitz. Das Grüne vermehrt sich und die Sprossen blühen weiß. Farideh und Ich aßen zusammen Eis mit Schokoguss auf der Bank im Park. Ich denke an Gestern. Es war sehr anstrengend. Ich lernte hier einige Künstler, Schriftsteller und Komponisten kennen. Ich habe Lust etwas darüber zu notieren, weil ihre Charaktere mir meistens seltsam und anstrengend scheinen. Roswitha; eine Schriftstellerin. Sie ist 44 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Leipzig, lebt und arbeitet in Köln. Ich las zwei kurze Erzählungen von ihr, »ab jetzt« und »das halbe Leben«. Ich fand sie gut und bemerkte sofort, ihre Umgangssprache ist so ähnlich, wie ihr Text. Ordentlich, geregelt, sauber. Was mir bei ihr Benehmen auffiel, war, wenn sie abends im Aufenthaltsraum fernsah, hielt sie ihren Rücken ganz gerade, die Beine zusammen, die beiden Hände auf geschlossenen Schoß auf dem Sofa, ihr taubengrauer Rock war ohne Falten, sie trug sauber geputzte Lederschuhe, schwarze Brille auf der Nase und starrte den Fernsehen ohne Regung mit angespannter Mimik, bis das Programm zu Ende ging. Ihre Körperhaltung vor dem Fernsehen sieht so aus, wie beim Schulunterricht eines strengen Lehrers. Ihr Schreibstyl ist so wie ihre Haltung beim Fernsehen. Wir hatten vor 2 Tagen einen Ausflug gemacht. Nordkirchen Schloß in Westfalen. Der französische Garten vom Schloß war symmetrisch und ordentlich. Ich trat auf den Rasen und Roswitha zeigte mir ein Schild und sagte zu mir, »Rasenbetreten ist verboten«.
Ich musste lachen, weil was sie gerade sagte, passte ihr richtig
perfekt und weil ich gedacht habe, wenn ich es tue, wird sie mir das sagen. Ich fotografierte sie. Sie trug einen dunkelgrauen Minirock mit schwarzer Strumpf­hose und rote Lederschuhe. Sie erzählte ausführlich, was die »Pfründe« bedeutet.